Deborah Gasse – Masterabsolventin

Als Balneologie (lat. „balneum“ = Bad) wird die Bäderheilkunde oder Lehre von der therapeutischen Anwendung natürlicher Heilquellen bezeichnet, welche als eines der ältesten Heilverfahren gilt. Wasser mit einem höheren Gehalt gelöster Mineralstoffe (z.B. Kohlendioxid, Kohlensäure, Schwefelwasserstoff,…) werden in der Balneologie als Heilwasser bezeichnet. Mit diesen sind nicht nur Bäder, sondern auch Trinkkuren oder Inhalationen sind möglich. Diese Heilwasser müssen mind. 1 g/kg gelöste Stoffe enthalten. Verschiedene Anwendungen haben unterschiedliche Auswirkungen auf den Organismus. Die Balneologie wird zur physikalischen Therapie gerechnet und umfasst keine Diagnostik. Das Sensum DaySpa geht über die klassischen Angebote von Wellness Einrichtungen hinaus und bietet dem Gast die Möglichkeit, seine Gesundheit bewusst zu fördern. Bestehen bei einem Gast Beschwerden, physischer oder psychischer Natur, kann dieser bei einem Anamnesegespräch mit einem im Spa anwesenden Spezialisten unterschiedlichste Anwendungen empfohlen bekommen und sich somit einen individuellen Anwendungsplan zusammenstellen lassen. Neben den klassischen Wellnessanwendungen verfügt das Sensum DaySpa über Behandlungsräumlichkeiten, in welchen 1 zu 1 Behandlungen angeboten werden.

Grundlage und Anspruch meines Entwurfs ist die feinfühlige Konservierung der denkmalgeschützten Substanz. Die erhaltenswerte Substanz muss eingeschätzt und anschließend geeignete Maßnahmen zur konstruktiven Erhaltung (+ energetischen Optimierung) gefunden werden. Die Einschätzung der Statik erfolgt durch einen Sachverständigen. Grundsätzlich muss vor jeder Maßnahme Rücksprache mit der zuständigen Denkmalbehörde gehalten werden. Bei Verwendung nicht-originaler Baustoffe muss das Verhalten/die Eigenarten des neuen Baustoffs mit deren des Originalbaustoffes kompatibel sein. Hierbei muss ein Bauphysiker hinzugezogen werden.

Nicht mehr intakte Bauteile müssen behutsam demontiert werden, um die noch intakte Substanz nicht zu beschädigen. Die Tragfähigkeit von Wänden, Dächern und Tragwerken muss wiederhergestellt werden.

In der nebenstehenden Axonometrie ist der Bestand vordem Entwurf zu sehen, orange hinterlegt ist der erhaltenswerte Bestand, welcher über eine solide Substanz verfügt und in den Entwurf eingearbeitet wird. In weiß ist der Abriss dargestellt. Dieser ist nicht mehr intakt und sanierbar. Im Folgenden gehe ich näher auf sämtliche Bauteile des Bestands ein und erläutere, inwieweit diese sich in den Entwurf einfügen.

Das Ziel der Entwurfsplanung für den Umbau war, die Proportionen und Kubaturen der Bestandsarchitektur beizubehalten und mit dem ergänzenden Neubau die vorhandene Architektur zu akzentuieren.

Mit Abriss der nicht mehr sanierungsfähigen Bauten und der „Freilegung“ des Hoffmannschen Ringofen, welcher in seinem Grundriss an den Circus Maximus des alten Rom erinnert, als „Herzstück“ und charakteristischstes Element im Zentrum der Anlage sollen die markanten Geometrien im Fokus stehen und als Grundlage des Entwurfs gelten. Neue Elemente sollen den Bestand nicht imitieren, sondern die historischen Elemente zurückhaltend hervorheben, um den traditionellen, historischen Charakter zu einem wichtigen Bestandteil des Entwurfs zu machen. Der Neubau mit seiner gläsernen Fassade bildet einen Wandspiegel und verbindet Innen- mit Außenraum. Durch die gegenüberliegenden Glasfassaden wird der Raum von Licht durchdrungen, welches die Wasseroberflächen zum Leben erweckt. Die drei Protagonisten der Bestandsarchitektur werden miteinander verbunden, damit der Gast während seines Besuches nicht den Außenraum betreten muss. Die Fluchten der Bestandsarchitektur werden aufgenommen und verbinden sich zu einem hallenartigen Grundriss, welcher die Backsteinfassaden der Bestandsgebäude teilweise in den Innenraum einschließt und somit zu einem wichtigen Gestaltungselement auch im Innenraum macht. Geometrische Formen, Proportionen, Radien und Abstände werden aufgegriffen und neu komponiert. Der Ringofen als Hauptakteur wird von einer gläsernen Fassade umhüllt. Die Fassade legt sich fast schon schützend um die Bestandsarchitektur herum. Drei raumbildende Blöcke im hinteren Teil des Neubaus (Grundriss links) bilden doppelstöckig die Anwendungsräumlichkeiten. Der rechte Teil des Lageplans zeigt das Obergeschoss. Eine gläserne Brücke führt über den Ringofen, auf welchem sich ein Liegebereich, sowie ein Whirlpool befinden, in das Obergeschoss der Blöcke. Das Obergeschoss ist auf dem Lageplan rechts zu sehen. Dieses ist vom Bestandsgebäude sowie vom Neubau durch Treppen zu erschließen. Der Versatz der beiden verschränkten Rechtecke im Bestandsgrundriss bildet eine Bucht im Neubau, in welcher ein Ruhebereich untergebracht ist. Das Trafohaus mit seiner Umwidmung zu einem Yogaraum bildet im Grundriss eine Addition, welche sich in der Diagonale durch das Thermalbecken (additiv im Kontrast zu substraktiv) wiederfindet.

Das Sensum DaySpa bietet außerdem 12 Lodges mit jeweils zwei Einheiten für Aufenthalte über Nacht an, welche sich um das Hauptgebäude herum befinden und über einen um das Gebäude führenden Weg zu erreichen sind. Die Lodges sind für 2 Personen ausgelegt, demnach können 48 Gäste/Nacht untergebracht werden. Das Restaurant, welches ausschließlich den Spa Gästen vorbehalten ist, bietet Platz für 84 Gäste. Da neben den Übernachtungsgästen auch Tagesgäste die Möglichkeit haben, beispielsweise vor ihrem Spa Tag den Brunch wahrzunehmen oder am Abend den Tag mit einem Dinner ausklingen zu lassen.
Im Folgenden werden sämtliche Raumsituationen, speziell die Anwendungsbereiche im Innenraum des ehemaligen Ringofens, im Detail erläutert.

Der ehemalige Hoffmannsche Ringofen im Zentrum des Entwurfes beinhaltet die Anwendungsräume, welche sich thematisch auf die 6 Sinne des Menschen beziehen. Die Räume sind über die Zugänge des Ringofens zu erreichen. Da dieser umgeben von einem Schwimmbecken ist, ist jeder Zugang mit einer Brücke versehen.

Bei den sechs Sinnen handelt es sich um das auditive, das olfaktorische, das gustatorische, das visuelle, das taktile Wahrnehmen und die sogenannte Propriozeption, welche auch als Körperwahrnehmung des bezeichnet werden kann. Die Sinne lassen sich in Nah- und Fernsinne klassifizieren. Als Nahsinn wird das Tasten, Riechen und Schmecken bezeichnet, als Fernsinn das Sehen und Hören.

Zu jedem dieser Sinne befindet sich im Innenraum des Zirkels eine Anwendung, welche speziell diesen Sinn anspricht. Das Ziel soll sein, sich ganzheitlich – also mit allen Sinnen – zu entspannen und zu erholen. Die Anwendungen zu den Sinnen Hören und Propriozeption, welche sich jeweils an den Scheitelpunkten des Zirkels befinden, verfügen über einen Ein- und einen Ausgang, da die sich darin befindlichen Anwendungen einen „Vorraum“ benötigen.

Deborah Gasse