Die Salons der Republik – Vernissage im DAM

Zum ersten Mal nach über einem Jahr war es dem Deutschen Architekturmuseum (DAM) 2021 möglich, eine Vernissage nicht nur online, sondern auch in Präsenz zu veranstalten, und wir waren mit dabei!

Wir sind überaus dankbar darüber, dass ausgerechnet unsere Ausstellung „Die Salons der Republik“ den Anfang machen durfte und somit hoffentlich viele Besucher*innen auf die kommenden Veranstaltungen im DAM einstimmen wird.

Wie bereits im letzten Jahr mit „My Home is my Parcel“ ist erneut eine spannende Zusammenarbeit zwischen dem Museum und unserer Hochschule entstanden. Diesmal haben sich Studierende in Projekten von Professor Holger Kleine mit der Gestaltung von Debattiersalons auseinandergesetzt. Neben der Förderung der Dialogfähigkeit war es uns dabei außerdem wichtig, milieuübergreifende Räume zu schaffen.

Der Eröffnungsabend am 17.Juni wurde von sechs Redner*innen begleitet, welche spannende Beiträge lieferten und dabei niemals die maßgebliche Gestaltung unserer Zukunft aus den Augen verloren. So sprach unter Anderem Prof. Dr. Kristina Sinemus, unsere hessische Ministerin für Digitale Strategie und Entwicklung. Sie schlug in ihrer Rede einen höchst interessanten Bogen zwischen den physischen Debattiersalons und digitalen Räumen und lockte damit sogar das bisher verhaltene Publikum aus der Reserve. Der erste (aber keinesfalls letzte) Applaus des Abends gebührte somit berechtigterweise ihr.

Unser Professor Holger Kleine durfte als letzter Redner seine Worte an uns richten und ergriff, bevor er die Ausstellung offiziell eröffnete, noch einmal die Gelegenheit, das Konzept und unsere Aufgabenstellungen kurz zu umreißen.

Die Studierenden seines Bachelorprojektes 20/21 entwarfen zuerst in Einzelarbeit die namensgebenden Salons der Republik und schlossen sich dann zu Gruppenarbeiten zusammen, in denen ein die Salons umschließendes Gebäudekonzept für den Frankfurter Paulsplatz entwickelt wurde. Es wurde demnach von Innen nach Außen entworfen und es entstanden große, multifunktionale Entwürfe, die von Freitreppen, einer inneren Mitte und großzügigen Dachterrassen geprägt werden.

Auch in Professor Kleines Projekt vom WS 18/19 entstand ein Gebäudekonzept, welches sich über einen Freiraum aufbaut und durch Wandelhalle, Salons und einer Dachlandschaft definiert. Der größte Unterschied besteht aber mit hoher Wahrscheinlichkeit darin, dass dieser Entwurf sich am Spreebogen in Berlin ansiedelt. Neben dem zugehörigen Platz zur geschichtsträchtigen Frankfurter Paulskirche ist auch dieser Bauplatz durch seine Vorgeschichte prädestiniert, ein Zeichen für die Demokratie und gegen jegliche extremen Regierungsformen zu setzen. Dies ist den Studierenden in Form ihres Gebäudeentwurfes wirklich gut gelungen.

Nachdem Professor Kleine abschließend noch einmal verdeutlichte, dass die Entstehung einer „Demokratiewerkstatt“ um einiges wünschenswerter sei als die eines „Demokratiemuseums“, und uns Studierenden und unseren Entwürfen damit sehr aus der Seele sprach, blieb noch genügend Zeit, sich die Ausstellung im Detail anzuschauen, darauf anzustoßen und sich im Gästebuch zu verewigen.

Obwohl unsere kombinierten Darstellungen der Salons fast den meisten Platz des Ausstellungsraumes füllen, haben es uns persönlich besonders die beiden Modelle des WS 18/19 angetan, welche weder in liebevoller Detailgenauigkeit, noch in Sorgfältigkeit oder Größe zurückstecken mussten. Den Studierenden des WS 20/21 war es aufgrund des coronabedingten Onlinesemesters leider nicht mehr möglich, in solch einer großen Gruppe ein Modell in der Hochschule herzustellen.

Der Besuch der Ausstellung hat dazu geführt, dass wir uns noch einmal intensiver mit der Thematik auseinandergesetzt und unser eigenes Verhältnis zum Debattieren in geeigneten Räumen reflektiert haben.

Fast jeder entstandene Salon lässt sich einem von drei Raumtypen unterordnen. So sind beispielsweise die Vis-à-vis Form oder kreisförmige Salons vermehrt entstanden, da sie das Diskussionspotential positiv fördern und, um es in Professor Kleines Worten zu sagen, der Raum als Moderator fungieren kann.

So unwohl sich eine Meinungsverschiedenheit anfühlen kann, so ist es wichtiger als es uns manchmal scheint, diese auszutragen. Durch den eingegangenen Austausch bereichern wir uns gegenseitig mit unserem Wissen und können folglich eigentlich nur gewinnen. Durch das Wechseln des Blickwinkels wird uns geholfen, in die Welt unseres Gegenübers einzutauchen, Verständnis zu entwickeln und zu empathischeren Menschen zu werden.

Diskutieren zu können und unsere Meinung frei ausdrücken zu dürfen ist ein hohes Gut unserer Demokratie. Und es ist in unserer Verantwortung, diese zu pflegen und zu behüten. Professor Holger Kleine und wir als seine Studierenden haben somit sicherlich einen gesellschaftlich wertvollen Beitrag geleistet.

Die Wertschätzung, die uns am Eröffnungsabend von allen Seiten entgegengebracht wurde, sowie die positive Aufregung über den ersten Museumsbesuch seit Monaten, hat eine sehr dankbare und angenehme Atmosphäre im DAM geschaffen.

Ein großes Dankeschön unsererseits geht zurück an das Deutsche Architekturmuseum mit allen Verantwortlichen und Professor Holger Kleine für sein Engagement, seine berechtigte Kritik und sein unermüdliches Durchsprechen jedes einzelnen Entwurfs.

Für alle, die jetzt Lust auf mehr bekommen haben:

Bis zum 15.Juli (Edit: verlängert bis einschließlich 29.August) könnt Ihr die „Salons der Republik“ noch im DAM bestaunen.

Darüber hinaus werden einige hier angeschnittene Themen auch im gleichnamigen Buch zur Ausstellung vertieft, welches vor Ort direkt oder über den Buchhandel Eures Vertrauens erworben werden kann.

Urheberrecht

Text&Fotos: Paula Engelhardt und Hannah Dittgen